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Wie die Liebe sein soll


Kinder, wie geht es Euch heute? Denkt Ihr auch manchmal über die Liebe nach? Oder gehört sie für Euch ganz banal wie alles andere das Euch tagtäglich begleitet eben einfach zum Leben dazu weil sie nun mal da ist und dann braucht man sich auch keine weiteren Gedanken darüber zu machen?

Natürlich würde das bedeuten, dass Ihr wie nahezu all meine Freunde in festen Beziehungen seid und aus diesem Grund vielleicht auch nicht allzu viel über die Liebe nachdenkt, nachdenken braucht. Schließlich ist sie da. Und denkt man nicht meist eher über das nach was nicht da ist? Wie glücklich müssen demnach Menschen in Beziehungen sein, haben sie doch etwas was die meisten Singles sich wünschen und müssen über dieses riesengroße, lebensumfassende, teilweise schwindelerregende Thema nicht nachdenken. Könnte so vielleicht Glück aussehen: Nicht über die Liebe nachdenken zu müssen?

Eine gewagte These, ich weiß. Das ist mir bewusst. Ich war in meinem Leben schon auf vielen Hochzeiten eingeladen. Und wenn auch es sich als Single nicht immer ganz so leichtfüßig von einer Hochzeit zur nächsten tanzt, so ist das Verwirrendste daran doch, dass ich nach den jeweiligen Hochzeiten äußerst selten einen der beiden frisch Verheirateten je wiedergesehen habe.

Denn, und so stelle ich eine weitere These auf, wer seinen Partner fürs Leben gefunden hat braucht sich nicht mehr mit Freundschaften aufhalten. Die sind vielleicht eh nur gut als Zeitvertreib und um den oder die richtige unterwegs zu finden. Wer seinen Partner fürs Leben gefunden hat braucht sich nicht mehr über die Liebe unterhalten, weder über seine eigene noch über die der anderen, wer verheiratet ist kann sich in Ruhe um sich selbst kümmern und braucht sich nicht mehr mit dem Leben der anderen und schon gar nicht mit dem Nachdenken über die Liebe aufhalten. Was müssen verheiratete Paare glücklich sein! Ich male mir ständig aus wie zufrieden sie abends in ihrer Küche zusammen kochen und glücklich zusammen ein Glas Wein trinken, wie sie friedlich zusammen auf dem Sofa vor dem Kamin sitzen und Dessert und eine Tasse Tee genießen, gemeinsam einen Film gucken oder sich über Literatur oder Kunst unterhalten, gemeinsam ins Bett gehen nachdem sie die Zahnpasta lachend mit einmal Draufdrücken über zwei Zahnbürsten verteilen und im Bett so gut wie immer übereinander herfallen oder auch mal jeder ein Buch liest und irgendwann die Nachttischlampen ausgeknipst werden. So ist das doch in einer Beziehung, oder? Ist die Liebe so? Oder aus welchem Grund blendet man nach der eigenen Hochzeit das alte Leben aus und hat keine Zeit mehr für alte Freundschaften? Über die man vielleicht lächelnd urteilt und sie abtut, weil sie mit dem eigenen, mit dem neuen Leben so gar nichts mehr zu tun haben. Jetzt geht es nur noch um uns zwei. Genau das ist ja schließlich der Sinn und sicher ist das auch der Plan des Lebens. Etwas anderes stand nie zur Debatte. Oder?

Ja, wenn man glücklich verliebt ist muss man nicht mehr über die Liebe nachdenken. Vielleicht auch besser so, sonst geht noch was kaputt. Und nach all der Mühe endlich den Richtigen oder die Richtige gefunden zu haben ist es eben von jetzt an Zeit sich auf das Gute und Heile und Schöne zu konzentrieren. Und wer könnte es den glücklich Angetrauten verdenken? Schließlich gibt es im Leben für alles eine Zeit.

Vor kurzem nun fragte mich ein Freund was ich denn eigentlich will, er würde gar nicht so recht schlau aus mir werden, oder zumindest aus dem was ich nach außen transportiere. Diese Frage fand ich nicht nur interessant sondern sie überraschte mich gleichsam, denn ich hatte zuletzt angenommen, dass es total klar ist was ich will. Scheinbar nicht. Und vielleicht muss ich das noch einmal ein wenig klarer definieren, zumindest für all diejenigen die es interessieren könnte, sozusagen für den potenziellen Mann an meiner Seite. Und am Ende vielleicht sogar auch und insbesondere für mich.

Ich habe vor einer ganzen Weile ein Buch von Julie Buxbaum gelesen mit dem Titel „Wie die Liebe sein soll.“ Am Ende wusste ich immer noch nicht wie die Liebe denn sein soll denn das Paar war nicht besonders glücklich und hat sich am Ende sogar getrennt. Das hat mich nachhaltig verwirrt da Bücher doch eigentlich nicht so funktionieren, zumindest dann nicht wenn sie im Titel tragen wie die Liebe sein soll. Aber vielleicht hatte sich die Protagonistin die Liebe letztendlich anders vorgestellt und sich aus diesem Grund am Ende getrennt eben weil die Liebe nicht so war wie sie sein sollte. Und dann wiederum macht die Geschichte natürlich Sinn. Auch wenn wir uns doch alle immer ein Happy End wünschen.

Ist das vielleicht auch der Grund warum man von verheirateten Paaren nichts mehr hört? Hegen sie gar den Gedanken, dass sie sich nicht mehr mit Singles abgeben sollten weil sie damit vielleicht ihr eigenes Liebesglück gefährden könnten? Denn Singles denken schließlich über die Liebe nach und nicht dass den Eheleuten am Ende noch auffällt dass sie vielleicht gar nicht die Liebe haben die es für sie sein soll sondern dass sie eine Liebe haben damit sie nicht allein sind. Was durchaus berechtigt ist, denn wer ist schon gerne für immer allein? Aber dennoch, regt das Gespräch mit Alleinstehenden die so viel mehr über die Liebe, die Lust, die Leidenschaft, das Flirten, das Ausgehen und das Daten reden die Verheirateten vielleicht eher zum Nachdenken an, und genau das soll doch nun endlich mit der Eheschließung vorbei sein? Schließlich hat man seinen Lebenspartner gefunden, und bevor man, aus welchem Grund auch immer, ins Grübeln kommen könnte schließt man sich lieber ein und genießt die Freuden des Ehelebens. Ach, Kinder, das muss wirklich fabelhaft sein! Allein das Nicht-Nachdenken-Müssen macht mich aufrichtig neidisch.

Aber dann fällt mir wieder ein wie die Liebe für mich sein soll. Ganz genau so wie ich es gleich vesuchen werde in Worte zu fassen, so anspruchsvoll das für Mir-Dating-Tipps-Geben-Wollende oder Erfahrene Eheleute und Glücklich-in-Beziehungen-Lebende auch klingen mag. Und so habe ich das folgende nicht nur meinem lieben Freund geantwortet sondern tue das auch hier. So also soll sie sein, meine Liebe:

Knutschen, knutschen, knutschen, Junge, Du musst verdammt gut küssen können, und zwar oft und viel und am liebsten stundenlang. Nicht nur heute, sondern bis in alle Ewigkeit. Deine Küsse müssen mich erregen und die Aussicht auf mehr in den Raum werfen, auch wenn es in manchem Räumen unmöglich sein wird dass daraus an eben jener Stelle mehr wird. Aber dafür später, bei mir, bei Dir, im Waschraum des Restaurants in dem wir gerade essen, auf der Toilette der dunklen Bar in der wir uns gerade zu einem Drink getroffen haben, in einem Hauseingang auf dem Weg nach Hause, einer Bank am See, der Terrasse eines geschlossenen Ausflugslokals, zwischen den Booten im Segelclub, im Taxi, am Pool, zumindest ein Stück weit unter dem Tisch im Café, im Fahrstuhl, im Hausflur, auf der Dachterrasse, wo auch immer, ich will Lust und Leidenschaft, und davon viel und ständig; und ganz genauso wünsche ich mir Gespräche bei denen ich nicht darüber nachdenken muss was ich als erstes sagen könnte und ebenso wenig darüber nachdenken muss was ich überhaupt sagen könnte oder besser nicht sagen sollte, ich will alles sagen und über alles reden, diskutieren, rumblödeln, lustig, ausgelassen aber auch ernst sein dürfen, verschiedene Ansichten austauschen können, und das alles ohne Benimmregeln und ohne Fahrplan wie man sich verhalten sollte, denn genau diese von der Gesellschaft auferlegten Regeln will ich nicht, und zwischendurch will ich mich auch herrlich streiten können, aber mit danach wieder vertragen; weiterhin will ich verrückte Dinge tun die man vielleicht nicht tut, oder nicht tun sollte, aber da es für uns eben keine von der Gesellschaft auferlegten Regeln gibt können wir zusammen das tun was wir tun wollen, denn wir haben unsere eigenen Abmachungen, zusammen und auch allein, jeder für sich, können wir so sein wie es sich gut anfühlt, wir müssen uns nicht verstecken und nicht vorgeben jemand zu sein der wir nicht sind um dem anderen zu gefallen, einzig unser authentisches ich mit vielen bunten Versuchungen, wilden Späßen, Gesprächen über alles was uns wichtig ist, Authentizität ohne Angst mit dem was an uns schwierig ist nicht gemocht zu werden; dazu gutes Essen, Vino, Kaffee, Küsse, Sex, Lust, Leidenschaft sowie stetiges und ständiges Verlangen nach dem anderen, dem Körper des anderen, der Seele des anderen, dem Intellekt des anderen, dem Witz des anderen, dem Herz des anderen. Dem anderen. Immer und immer wieder. Ohne darüber nachdenken zu müssen. Dem anderen und alles was den anderen ausmacht.

Ich habe weder genaue Zukunftsvorstellungen, noch kann ich Dir sagen ob ich Kinder will oder einen Hund, ich will einfach nur mit Dir sein und genau das genießen. Alles Weitere sehen wir dann. Wenn es sich danach anfühlt.

So soll die Liebe sein. So soll sie für mich sein. Ob es das gibt? Kinder, Ihr wisst es, es gibt für viele Dinge im Leben keine Antwort. Und ob ich meine Vorstellungen von der Liebe und davon wie die Liebe sein soll am Ende mit mir selbst ausmachen muss und auch weiterhin allein auf allen Hochzeiten tanzen werde, wir wissen es nicht. Was ich jedoch nicht will ist irgendeine Liebe, eine beliebige Liebe, eine Liebe weil gerade kein anderer da ist. Denn so, so soll die Liebe mit Sicherheit nicht für mich sein. Denn dann bin ich mit meiner Liebe für mich und mit mir allein zufriedener. Einfach nur mit jemandem sein um nicht allein zu sein, das konnte ich noch nie. Mich müssen nicht vom ersten Moment an Blitze treffen und es müssen auch nicht gleich Sterne vom Himmel regnen bei der ersten Begegnung, mir ist bewusst, dass so etwas manchmal erst entstehen muss. Aber wenn es sich nach einer Weile doch einfach nur um ein miteinander-Zeit-verbringen-weil-sonst-keiner-da-ist handelt, dann ist die Liebe keine Liebe sondern ein Zeitvertreib. Kann auch nett sein, kommt natürlich auf den Zeitvertreib und auf den Grund für den Zeitvertreib an, aber die Liebe sollte für mich auf keinen Fall ein Zeitvertreib sein. Die Liebe soll für mich etwas sein über das ich nicht mehr nachdenken muss, sondern einfach nur noch fühlen brauche. Weil ich für mich fühlen kann, dass MEINE LIEBE ganz genau so für mich sein soll.

In diesem Sinne, Kinder, gibt es nur noch zu sagen, dass sicherlich jeder die Liebe anders empfindet und dass sie für jeden auch sicher eine andere Bedeutung hat und anders sein soll. Vielleicht ist das auch gut so. Dann finden sich vielleicht die Menschen die nicht nur das gleiche füreinander sondern auch das gleiche für die Liebe empfinden. Und vielleicht geht es auch gar nicht ums Nachdenken sondern ums Fühlen. Und wenn sich alles richtig anfühlt, dann bringt das auch kein Nachdenken durcheinander.

Have a very happy friday, lovers. Enjoy today. Enjoy tonight. And stay open. Lightning could strike. Always.

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