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Der Marmorkuchen-Mann

Kinder, kennt Ihr diese Menschen die Ihr einfach nur ekelhaft findet? Manchmal tun sie uns vielleicht nicht mal etwas schlimmes, aber sie sind so widerlich mit irgendwelchen obskuren Dingen, die sie tun, dass sich bei mir furchtbar schnell und ohne es kontrollieren zu können widerwärtiger fieser Ekel gegen sie aufbaut und ich sie auf gar keinen Fall in meiner Nähe ertragen kann.

Ja, ich weiß, ich habe schon mal schönere Einleitungen geschrieben, aber es gibt Tage an denen kann man eben nicht alles haben.

Ich habe ja mittlerweile einige Stalker in busy Winterhude, und manchmal bin ich mir tatsächlich gar nicht so sicher, ob das wirklich so lustig ist wie es anmutet. Bisher stehen sie gottseidank nicht vor meiner Haustür, aber ich treffe sie stets und ständig in meinem Lieblings-Café und in meinen Lieblings-Restaurants und zuletzt sogar in meiner Lieblings-Bar. Und das gruselige daran ist, dass sie mich immer sofort entdecken und dann einen Platz in meiner Nähe suchen und mich mit fragwürdig ekelhaften Blicken anstieren. So gut ich auch versuche das zu ignorieren, es gelingt mir nicht. Und es verdirbt mir eine Menge Spaß und ich kann mich kaum noch konzentrieren, weil ich so angewidert von diesem Anstarren und Anstieren bin. EKELHAFT!!!

Gerade zum Beispiel sitzt einer dieser abstoßend Starrsichtigen nur einen Platz weiter von mir im Elbgold entfernt und schmatzt seinen Marmorkuchen so unfassbar widerwärtig, dass ich fest an mich halten muss um das Café nicht zu verlassen. Es handelt sich dabei zwar um ein leises Schmatzen, ich habe halt sehr gute Ohren, aber es ist ein sabschiges, sandiges, den Kuchen fest auf die Zähne drückendes Schmatzen mit einem ständigen das-Essen-wieder-aus-den-Zähnen-hervorholen-Zusatzgeräusch mit absolutem Unverständnis-Faktor meinerseits. EKELHAFT!!! Wirklich, oder seht Ihr solche Gruselkabinett-Aussonderungen anders?

Dazu die ständigen Blicke zu mir, das Anstarren, das Anstieren, das viel zu laute schnaubende Atmen, ich glaube, ich muss mir jetzt erst mal Musik anmachen. Das ist wirklich schlimm! Und ich stelle mir die bange Frage die ich mir schon das ein oder andere Mal gestellt habe: Wird man als Single wunderlich? Und wenn ja, kann ich das verhindern?!

Natürlich kann ich nur schwerlich wissen ob dieser widerliche Typ Single ist, aber sein ständiges Auftauchen ohne Gesellschaft und sein absonderliches Verhalten in einem Alter in dem Mann doch eigentlich wissen müsste wie man sich eben in der Gesellschaft verhält erwirken bei mir den Anschein, dass man schon stark an sich arbeiten muss um nicht irgendwann zur Sorte der komischen Aussätzigen zu gehören bei denen man sich bang fragt wie es denn so weit kommen konnte.

Dem gleichen ekelhaft stierenden Marmorkuchen-Mann habe ich vor einer Weile im Block House unbeabsichtigt bei der Bestellung zuhören müssen: „Den Salat mit French Dressing, das Dressing an die Seite, Essig und Öl extra, nicht wieder die Paprika vergessen, die haben beim letzten Mal gefehlt, und die Cola ohne Eis...“ Ich wette, das war noch lange nicht alles, für die weitere Bestellung habe ich jedoch auf Durchzug geschaltet.

Aber diese komischen Typen sind überall, und ich wünschte wirklich, ich könnte sie einfach übersehen, überhören und ihre Existenz einfach an mir vorbeiziehen lassen wie einen dieser vielen momentanen Regenschauer. Die lauten Schmatzer und andere nervige Sitznachbarn die nach unsichtbaren Fliegen klatschen und auf verstörende Art und Weise mit sich selbst reden, diejenigen die vollkommen staksig fragen „Darf ich die MOPO haben oder ist die in Gebrauch?“ und diejenigen die andere Café-Gäste in vollem Ernst dazu anhalten „die Zeitung bitte zurück auf den Stapel“ zu legen und nicht einfach, Gott bewahre, in eins der anderen Zeitschriftenfächer.

Bekommt man das bei den Männern auch nur viel eher mit dass sie so furchtbar wunderlich werden weil die äquivalenten Frauen mit ihren vielen Katzen zu Hause sitzen und sich statt allein hinaus zu gehen immer mehr einigeln und kaum mehr das Haus verlassen? Und woran liegt es dass wir je länger wir allein sind umso stärker Gefahr laufen uns in Mustern und Gewohnheiten zu verheddern von denen wir vielleicht teilweise gar nicht bemerken wie wirr sie auf andere wirken können?

Nun ja, die Antwort ist natürlich leicht gefunden. Wenn uns kein Spiegel vorgehalten wird, dann können wir auch nicht reingucken. Die Logik ist eindeutig und muss wohl nicht länger betrachtet werden. Andersrum denke ich jedoch, dass auch Paare die nur miteinander sind und keinen Blick mehr ins Drumherum verschwenden ebensolche Eigenarten entwickeln und der Blick sich gleichsam verklären kann, weil auch hier ein Spiegel fehlt, und zwar ein Spiegel der Objektivität und der Auseinandersetzung mit der ebenfalls existierenden Welt außerhalb des Orbits um den die Partnerschaft kreist.

Reflektion. Das gute alte Zauberwort das es aber nicht ohne Grund immer wieder in die großen bedeutenden Ratgeber schafft und so wichtig dafür ist, dass wir uns nicht nur weiterentwickeln sondern uns auf jeden Fall in eine gute Richtung entwickeln, uns nicht zurück entwickeln und dahingehend hoffentlich zu niemandem werden der sich so unangenehm und wundersam verhält wie der stierende Starrsichtige der für ein Stück Marmorkuchen gefühlte zwei Stunden braucht und man sich nichts inständiger wünscht dieses dramatische Schauspiel des grausamen Ekels wäre endlich vorbei.

Wäre diesen Menschen geholfen wenn man ihnen sagen würde wie unangenehm sie sich verhalten und wie abstoßend ihr Verhalten auf uns wirkt? So wie ich dem In-Würge-Wasser-Parfum-Gebadeten vielleicht sagen könnte, dass er einfach viel zu viel Duftwasser benutzt? Aber ob das zum guten Ton gehört? Dem Marmorkuchen-Mann zu sagen, dass er bitte von nun an jemand anderen anstarren soll und wenn möglich auch nicht ganz so auffällig essen möge? Denen die nach unsichtbaren Fliegen klatschen erklären, dass hier nichts aber auch gar nichts durch die Luft saust? Aber steht uns das zu? Oder müssen wir es geflissentlich ignorieren in der Hoffnung, dass sich der Ekel und das abstoßende Gefühl diesen Menschen gegenüber auch wieder, irgendwann hoffentlich, in unaufgeregtere Bahnen lenkt?

Oder können wir gar etwas ganz anderes daraus lernen wenn wir, so gruselig und in diesem speziellen Marmorkuchen-Mann-Fall so widerlich und ekelhaft es auch ist, genauer hingucken?

Ich sage ja. Denn das ist der Spiegel, der uns in anderen Situationen vielleicht nicht vorgehalten werden kann, eben weil gerade niemand da ist, der ihn für uns hochhält.

All diese fragwürdigen Personen, seien es nun zufällige Stalker, und hoffentlich niemals wirkliche Stalker!, die schmatzen, starren, zu viel Parfum benutzen, ihre Bestellung sehr umständlich formulieren, überall ein wahrer Kellner-Schreck sind, die anderen im Café eine Rangfolge zur Zeitungsaufbewahrung auferlegen, die laut mit sich selbst reden während sie die Luft nach imaginären Fliegen abklatschen und alle anderen dahergelaufenen Spinner die wir ungern in unserer Nähe haben, all diese Personen sind auch wenn wir selbst aktuell ohne diesen besagten „Partner“ dastehen eine Reflektionsfläche für uns. Anhand des Verhaltens dieser obskuren Gruselkabinett-Mitwirkenden können wir immer wieder abgleichen ob wir uns noch im normalen Bereich oder schon in einer Sphäre befinden die ziemlich weit außerhalb der Realität stattfindet.

Wenn wir also auch weiterhin voller Unverständnis für Menschen wie den Marmorkuchen-Mann und gleichsam irritiert sind von Menschen die in einem vollen Café mit sich selbst reden, dann ist Hopfen und Malz noch nicht verloren, denn wir sind noch nicht ganz abgedriftet und haben noch immer ein recht gutes Verständnis dafür ab wann absonderliches Verhalten beginnt und bis wohin es vielleicht auch einfach nur charmant und speziell und besonders ist.

Sodenn, wer hätte das gedacht, können wir heute ums erneute Mal im Schlechten das Gute finden. An manchen Tagen rechne selbst ich nicht damit. Aber es ist wahr. Auch all die „zufälligen“ Menschen um uns herum geben uns die Möglichkeit uns und unser Verhalten zu reflektieren. Und in Zeiten in denen es wichtig ist und wichtig bleibt auch immer mal wieder in den Spiegel zu schauen ist es wohlweislich eine gute Alternative und sinnvoll diese auch zu nutzen.

In diesem Sinne: Do whatever you feel like doing. Enjoy the storm. Enjoy the cold. Enjoy the night. Enjoy whatever you feel like enjoying. Have a very happy wednesday, lovers.

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