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Mein Herz gehört dem Westen

Kinder, ich gebe es zu, ich bin wahrscheinlich einer der größten frei herumlaufenden Karl-May-Fans unter der Sonne der deutschen Prärie. Ich maße mir an dieser Stelle lieber nicht an der größte Fan zu sein, wobei ich das ganz klammheimlich schon längst und seit Urzeiten in meinem Herzen für mich beanspruche. Aus diesem Grund gibt es in einem Karl-May-Sommer im Wilden Westen auch jedes Jahr aufs Neue einige aufregende Abenteuer zu erleben und von einem dieser nervenaufreibenden Erlebnisse möchte ich Euch an unserem heutigen Lagerfeuer erzählen.
Am vergangenen Wochenende war es endlich wieder soweit. In Bad Segeberg hieß es am Samstag traditionell auch in diesem Sommer wieder „Eine Stadt spielt Karl May“ und zahlreiche Westmänner und Saloon-Ladies reisten in die Stadt in der die Herzen wilder schlagen um nicht nur beim Bullenreiten, Goldschürfen und Square-Tanzen, sondern auch beim Jagen nach den begehrten Autogrammen des Karl-May-Ensembles an vorderster Front Schlange zu stehen um nicht nur dabei sondern im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin zu sein.
Wer mich auch nur ein klitzekleines bisschen kennt, der weiß, dass mein Herz nicht nur dem Westen, sondern auch schon seit jeher meinem Lieblings-Wild-West-Schauspieler Joshy Peters gehört. Ich meine, jeder weiß doch wie es ist: Wenn man sich mit sechs Jahren unsterblich verliebt, dann bedeutet das klar und zwangsläufig, dass diese Liebe für immer sein wird. Was als Kind noch ziemlich niedlich ist, kann als Erwachsener an gewissen Stellen allerdings irgendwann ein bisschen unangenehm werden. Denn während ich als Kind noch mit meinen Geschwistern und Cousins nach vielen Nachmittagsvorstellungen hinter dem damaligen Bühnenaufgang auf die Schauspieler wartete und mir von Autogrammheften, gemeinsamen Fotos, T-Shirts, Fahrradhelmen und Western-Accessoires alles signieren ließ auf dem ein Edding hielt, wird es als erwachsener weiblicher Fan durchaus schwieriger sich nicht zu sehr der Lächerlichkeit preiszugeben die ein Anstellen für ein neue aktuelle Autogrammkarte für die heißgeliebte Sammlung erfordert. Aber früh übt sich eben wer ein echter Fan ist und wenn man sich dieser Leidenschaft nicht nur bewusst ist, sondern sie auch gerne hin und wieder auslebt, der bleibt auch sein Leben lang ein treuer Anhänger.
An eben jenem vergangenen Samstag bin also auch ich in die Western-Metropole geritten, zwar mit dem Zug und ohne Kriegsbemalung, aber wer einmal mit der Bahn gefahren ist, der weiß, dass es sich dabei leider auch immer mal wieder um einen Höllenritt handeln kann, und habe mich nach einigen ungnädigen Regengüssen letztendlich doch und wieder einmal dazu hinreißen lassen mich in die Schlange der signierten Konterfeibildchen-Jäger einzureihen und mich einem Wiedersehen mit meinem Kindheits-, Jugend- und Immer-Noch-Idol Joshy Peters zu stellen. Kinder, ich sage es Euch, das klingt jetzt hier so locker leicht, aber meistens bin ich in diesen wenigen Stunden im Jahr, in denen eins meiner Lieblings-Spektakel stattfindet weitaus nervöser und angespannter als in vielen anderen durchaus gleichwertig interessanten Situationen. Ich meine, ich versuche das jetzt mal mit einfachen Worten zu erklären: es ist jetzt auch nicht so, dass wir uns nicht kennen. In all den Jahren in denen ich in Segeberg aufgewachsen bin, ich habe dort gewohnt und bin folglich auch dort ausgegangen, gab es durchaus Momente, in denen man sich nicht nur über den Weg gelaufen ist, sondern sich auch mal unterhalten und ein Kaltgetränk zusammen getrunken hat. Je nach beschwingter Gemütslage und fortschreitendem Alkoholpegel kann es durchaus sein, dass ich vielleicht auch mal erwähnt haben könnte, dass ich sein größter Fan bin und das seit nunmehr 15 Jahren, schließlich bin ich ja erst zarte 21. Natürlich kann ich nicht genau wissen wie gut so ein Schauspieler-Gedächtnis funktioniert, und ob man sich die Texte, die man auswendig lernt nur so lange merkt bis das Theaterstück das letzte Mal aufgeführt wurde, und ob dann gleichbedeutend die Dinge, die ich vielleicht mal erzählt haben könnte, in seinen Erinnerungen verankert sind oder vielleicht doch schon durch die Ewigen Jagdgründe geistern. Nein, das kann ich nicht wissen. Aber da ich selber eines dieser Ich-kann-nichts-vergessen-Elefanten-Gehirne besitze, gehe ich immer gerne davon aus, dass auch andere Menschen alles stets im Sinn haben was sie einmal erlebt oder erzählt bekommen haben.
Wenn ich mich also wie am vergangenen Samstag todesmutig in die Schlange der Fans einreihe, frage ich mich auch jedes Mal ein Stück weit, gut, sagen wir etwas mehr als ein Stück weit, ob ich mich damit jetzt eigentlich gerade lächerlich mache und was der Joshy wohl denkt, wenn er mich in der Menge erkennt. Ich meine, vielleicht denkt er ja auch einfach nix. Vielleicht weil er nicht gerne denkt, oder vielleicht weil er zum Denken in Zeiten des Autogrammeschreibens gar keine Zeit hat. Und ich meine, wage es allerdings nicht es zu denken, vielleicht freut er sich ja sogar inmitten der mit Colts knallenden Kindern, entnervten Vätern, fotografierenden Müttern, verkleideter Hardcore-Fans (es geht IMMER noch so viel schlimmer!, und weiß Gott, es gibt so GRUSELIGE Gestalten da draußen!), drängelnder pickliger Teenies und endlosen Smartphone-Auslösern ein vertrautes und durchaus nettes und ziemlich süßes Gesicht zu sehen. Denn wiedererkennen tut er mich jedes Mal. Das ist dann auch immer ungefähr der Moment in dem meine Nervosität und Anspannung wieder auf ein normales Niveau sinken und ich den Augenblick genießen kann. Und wie eins meiner liebsten Sprichworte sagt, gilt es genau das zu tun: Den Augenblick zu genießen, denn nur der kann Dich wirklich glücklich machen.
Ich denke, dass diese Glücksgefühle, die Erprobung dessen wie es aktuell um meinen Mut steht und ein leichtes altbekanntes Verlangen nach diesem kleinen Nervenkitzel mich immer wieder mit magischer Geisterkraft dazu bewegen mich diesem Augenblick zu stellen. Denn meist sind es eben genau diese Momente, die das Leben lebenswert machen. Und an die ich mich in regnerischen Sommerstunden, in denen die Sonne fehlt und es selbst mir zu kalt für Sandalen ist, mit einem verträumten Lächeln zurückerinnere.
Ich stelle mir gerne vor, dass er das „Dein“ vor der eigentlichen Unterschrift „Joshy Peters“ mit besonderer Inbrunst und Hingabe schreibt. Und es trug sich in der Tat schon zu, dass ich ein ausgemaltes Herz hinter meiner persönlichen Widmung auf meiner Autogrammkarte als eines der Highlights unseres langjährigen Miteinanders vorgefunden habe.
Auch als ich in diesem Jahr nach unserer vergnügten Begrüßung über die Köpfe einiger wartender Fans hinweg tatsächlich mit auch heute wieder leicht klopfendem Herzen endlich vor ihm stehe und um ein Autogramm „Für Charlotte“ bitte, enttäuscht mich der Joshy nicht und erwidert charmant und mit einem breiten Lächeln: „Na, da wäre ich schon auch selber drauf gekommen.“ Gerade zuvor allerdings hatte er einem Wild-West-Anhänger gesagt, dass er sich leider nicht jedes Gesicht merken kann und auch bei all den Namen, die er auf Autogrammkarten schreibt, manchmal schon ziemlich durcheinander kommt. Genug gesagt. Ihr versteht mich.
Seht Ihr, Kinder, so hat jeder seinen Platz im Leben. Und bevor ich meinen gefunden habe, gehört mein Herz dem Westen. Aber wahrscheinlich wird es auch nach erfolgreicher Suche immer ein Stück weit den Ewigen Jagdgründen von Bad Segeberg, der sonnigen Prärie am Fuße des Kalkbergs und meinem Kindheits-Schwarm Joshy Peters gehören.
In diesem Sinne: Auf in die nächsten Abenteuer. Es gibt noch so unzählig viel zu erleben. Enjoy the ride. Even with the rain outside. Nothing lasts forever.

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