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Wie werde ich Schriftstellerin in zehn Tagen (Tag 1)

Kinners, nee, ich kann es kaum glauben, endlich habe ich Urlaub! Nach mehr als einem halben Jahr auch überaus verdient. Und diese Zeit will nun genutzt werden, um endlich mit dem anzufangen, was ich EIGENTLICH machen will. Dazu bin ich in letzter Zeit leider gar nicht mehr gekommen, und dabei steht mein Lebenstraum doch schon seit Kindheitstagen fest: ich werde Schriftstellerin. Sämtlichen Mitmenschen und, gottlob, auch mir selber ist das seit unerträglicher Ewigkeit lang klar, aber, wie wir alle wissen, von nichts kommt nichts. Schön, dass die Ideen mir nur so im Kopf herum spuken und ich, wann immer ich unterwegs bin, tausende von Sätzen in Gedanken aneinanderreihe und immer neuen Klamauk im Sinn habe, aber was habe ich davon, wenn ich es nicht AUFSCHREIBE? Die Antwort ist einfach und banal, und auch für die Nicht-Schnellmerker wie eins und eins im Kopf zusammen zu zählen: NICHTS. Und aus diesem Grund fange ich jetzt an. Ich lege los. Ich gebe Gas. Ich haue richtig einen raus. Auf geht's mit Gebrüll! Volle Fahrt voraus! Auf los geht's los! Wenn ich mich bloß vorher nicht ENDLICH mal entspannen und ausruhen und wichtige Kleinigkeiten erledigen müsste. Und so springe ich an meinem ersten offiziellen Urlaubstag zwar zur frühen Stunde aus dem Bett, allerdings widme ich mich dann auch erstmal meinem Künstlerfrühstück auf dem Balkon in der herrlichen Herbstsonne. (Geil, so macht RTL das bei Schwiegertochter gesucht auch. Wobei die auch auf affigen Abenteuern unterwegs sind. Ja, ist ja gut, die Rede ist von den berühmt berüchtigten Alliterationen bei "Schwiegertochter gesucht." Hätte man aber auch selbst drauf kommen können.) Nach einer angemessenen Zeit der Entspannung stürme ich mit ungewaschenem, aber dennoch frisch aussehenden Haar (ich bin und bleibe halt einfach Profi) und einem schlichten weissen Langarmshirt, hellen, löchrigen Boyfriendjeans, hellblauen Dandyschuhen im Lederlook und einer camelfarbenen Cashmere-Strickjacke aus dem Haus, denn ich muss unbedingt meinen Bus bekommen, damit ich vor 10.30 Uhr zum Frühstück bei McDonalds bin. Also einem richtigen Frühstück. Quasi. Der Kaffee auf dem Balkon zählt natürlich nicht. Das weiß ich aber auch selber. Und zur Erläuterung: ich liebe das Frühstück bei McDonalds. Es gibt wenige Dinge, die mich so glücklich machen, wie in einen McMuffin Sausage and Egg zu beißen. Ehrlich jetzt. Wer mir nicht glaubt, kann es ja einfach mal ausprobieren. Es ist wirklich gut. Auch heute schaffe ich es auf den vorletzten Drücker zum McDonalds meines Vertrauens am Hbf, die Frühstückszeit endet hier mehr als überpünktlich, und sichere mir das essbare Glück! Köstlich. Ich würde dafür sterben. Also fast zumindest. Aber ich würde es durchaus in Erwägung ziehen. Nach dieser morgendlichen Stärkung und ein paar Seiten in meinem aktuellen Buch ("Einmal Happy ohne End, bitte") bin ich bereit mich in das städtische Getümmel zu werfen. Ich schaue erst bei Rossmann (ich brauche dringend ein paar Kleinigkeiten, weniger dringend einen neuen Lippenstift, aber nun gut, wenn ich schon mal hier bin, muss ich daraus ja jetzt auch kein Problem machen) und danach kurz bei I Am vorbei (den Ring, den ich gerne hätte, gibt es leider nicht in meiner Grösse), kaufe mir zwei neue Bücher bei Thalia (nicht nur Nina George, auch ich kann ohne Bücher nicht atmen!), besorge eine neue Dessertsschüssel bei Das Depot (eine meiner Schüsseln hat eine Macke am Rand, und da ich leider ausserordentlich perfektionistisch veranlagt bin, macht mich das total nervös und ich muss fix eine neue kaufen), mache einen Schlenker zu Yves Rocher und kaufe das tolle Bio Shampoo, das ich so mag (und heimse dafür noch sage und schreibe drei Geschenke ein), schlüpfe bei Mango flux in eine kratzige Jacke (super, schon wieder etwas auf meiner Liste, das ich nicht brauche!), erstehe bei Accessorize zwei fabelhafte Ketten (ich brauche sie zwar nicht, aber sie sind WIRKLICH schön, und nun mal ganz ehrlich: was brauchen wir schon WIRKLICH?), schlendere durch mein geliebtes Levante-Haus (dort riecht es immer ganz besonders gut, vor allem nach herrlich frischen Waffeln und Gemütlichkeit) und gehe schlussendlich noch zu Saturn, denn bis heute gilt noch der Kaufe 3 - Zahle 2 Deal. Da muss ich natürlich zuschlagen und bin wie immer ganz vorne mit dabei. Nach erfolgreichem Einkauf muss ich noch ein paar Minuten Zeit totschlagen bis mein Bus kommt und schnuppere an vielversprechenden Parfums bei Kaufhof. Nein, AUS jetzt, ich brauche wirklich nichts!! Wieder zu Hause im heimischen Winterhude widme ich mich meiner liebsten Nachmittagsbeschäftigung: der fabelhaften Unterhaltungssendung Rote Rosen. Diese Serie entspannt, ich kann es nur empfehlen. Ein Espresso dazu, und der Nachmittag ist eingeläutet. Anschliessend muss ich wild putzen, schliesslich wurden Küche und Bad bei der gestrigen Wohnungsreinigung etwas stiefmütterlich behandelt. Aber dafür gebe ich jetzt doppelt und dreifach Gas! Supper, des passt! Aber auch danach ist noch lange nicht genug: die Pfandflaschen müssen weggebracht und der Einkauf erledigt werden. Und auch den Müll nehme ich bei der Gelegenheit mit runter. Nach meiner verteufelt gründlichen Reinigungsaktion eile ich flinken Schrittes zu Edeka, entledige mich meines Leerguts, muss mich vom Fleischwarenfachverkäufer verarschen lassen, weil ich lediglich ein kleines Putenschnitzel kaufe ("Och, das wird aber ein trauriges Abendessen!"), kaufe anschliessend bei Budni einen einzigen Schwamm (hier werde ich nicht verarscht, ist das jetzt komisch?), schlendere weiter zu Tchibo und zu Penny, im Anschluss zum Blumenladen, um dort ein paar hübsche Margeriten-ähnliche Blumen zu kaufen, lasse mich danach fachkundig in der Apotheke beraten, denn heute ist der grosse Tag an dem ich endlich mein neues Pflegeset bestehend aus Reinigungs-Fluid, Tonic und Gesichtscreme kaufe, mache dabei noch einen ordentlichen Reibach, denn ich kann 35.000 Punkte meiner Treuekarte einlösen und nehme anschliessend das "gesparte" Geld um mir bei Tchibo doch noch die megageile Edelstahlpfanne aus der neuen Wochenserie zu kaufen. Zurück zu Hause komme ich gerade rechtzeitig um lautstark die Titelmelodie meiner Lieblings-DailySoap mitzusingen: Verbotene Liebe. Oh Gott, ich liebe Verbotene Liebe! ANSGAR!! Ein Gläschen Vino dazu und die abendliche Entspannung ist perfekt! Ach, ist das schön! Ich könnte ewig so weitergucken. Aber auch die schönste Vorabendserie ist mal vorbei und ich gehe fix duschen bevor ich mich zum kochen in die Küche begebe. (Ich weiss, die Reihenfolge wäre andersrum vielleicht logischer, aber so bin ich nun mal. Ich mache die Dinge halt gerne anders.) Ich schnipple, schnitze, brutzle, würze, mische und rühre und freue mich kurze Zeit später über ein herrliches Mahl bestehend aus in Schalotten und Schinkenwürfeln angebratenen Champignons, Putenschnitzel natur und einer hellen Weißwein-Basilikum-Soße. Lecker! Oder auch einfach nur Geil! Dazu gucke ich die beiden letzten Folgen von Danni Lowinski und muss mir am Ende ein paar Tränen aus dem Gesicht wischen. Ja, ich mag die Serie. Ja, auch diese Serie. (Ich gucke halt gerne Fernsehen.) Und ausserdem hat Danni am Ende das geschafft, auf das sie hingearbeitet hat. All die Jahre. Und sie hat nie aufgegeben. Und dann ist sie am Ende sogar doch mit Jan Sosniok zusammen gekommen. Und ich sage es offen und ehrlich: ich liebe Jan Sosniok. Und abgesehen davon finde ich es einfach total schön, dass die beiden am Ende doch noch zusammen gekommen sind. Endlich. Auch wenn es nur eine Serie ist. So etwas rührt mich nun mal. Weil es Hoffnung macht. Und weil nicht gleich aller Tage Abend ist, wenn aus einer Sache nicht sofort etwas wird. Aber zur späten Stunde sentimental werden möchte ich jetzt auch nicht. Das hebe ich mir lieber für morgen auf. Oder wann es sonst so passen könnte. Ausserdem  habe ich vorhin entdeckt, dass ich es bei der Reinigung des Toilettendeckels etwas zu genau genommen habe und einen viel zu ätzenden Reiniger auf die Klobrille gesprüht habe. Und habe einwirken lassen. Und jetzt kann ich mir überlegen, wie ich das wieder gerade biege. Oder auch morgen weiterhin darüber lache, so wie ich es heute abend konnte. Mir als Perfektionistin fällt so etwas leider überaus schwer, schliesslich muss ja eigentlich immer alles perfekt sein, zumindest da wo ich es beeinflussen kann, aber wie gesagt: ich gebe die Hoffnung nicht auf. Darauf, dass ich die Dinge irgendwann auch entspannter sehen kann. Und darauf, dass auch ich das bekomme, was ich mir wünsche. Und nicht nur Danni Lowinski das bekommt, was ich mir für Danni Lowinski wünsche. So, nun bleibt allerdings noch ein Problem: eigentlich wollte ich doch heute mit dem Schreiben anfangen? Wo ist nur die Zeit geblieben? Und warum bin ich eigentlich so erschöpft? Das kann doch gar nicht sein! Die Augen fallen mir zu, es ist mittlerweile weit nach Mitternacht und ich freue mich auf mein fabelhaftes Bett. Aber, Kinder, Ihr wisst ja: morgen ist auch noch ein Tag. Und ich freue mich drauf. In diesem Sinne: Gute Nacht.

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