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Ein Vormittag in der Kleinstadt

Kinder, every once in a while ist es Zeit für einen Besuch in der Heimat. Auch für mich. Die Gelegenheit war überaus günstig, und so trug es sich zu, dass ich mich am Vormittag mit Mutti zu Cappuccino und Eis-Schokolade im ortsansässigen Eiscafé traf. Auch wenn wir uns genug zu erzählen hatten, fiel mein Blick immer wieder auf die durch die Fußgängerzone schlawenzelnden Leute und ich konnte mich der teilweise unheimlichen Aura der Vorbeilaufenden oftmals nur schwerlich entziehen. Allen voran eine mittelalte, grauhaarige Frau mit raspelkurzem Haar, ausgeleiertem roten Achselshirt mit weißen Blumen darauf, unrasierten Achseln, weit geschnittenem bodenlangen Jeansrock und weißen Gesundheitssandalen mit weißen Tennissocken. Herrlich. Quasi ein Fest für die Götter. Oh, bitte entschuldigt, ich habe den grauen Jutebeutel und die schwarze Umhängetasche vergessen, ohne eben jene Accessoires könnt Ihr Euch ja gar kein genaues Bild von dem Geschehen machen. Weiterhin und in seiner Präsenz ebenfalls nicht zu verachten möchte ich Euer vorstellungsreiches Augenmerk auf einen überstrapaziert fleischkolössigen Junggesellen richten, der sich in einem sieben Nummern zu kleinem gelb-orange-braunen Hemd und einer Hose aus einem ausgeblichenen Gemisch selbiger Farben vor dem Eiscafé in Montur warf um erst mal ganz lässig eine zu rauchen. Ich glaube, er hat so getan als ob er nicht wartet, nein Obacht, er hat versucht so auszusehen als ob er nicht wartet. Ich weiß jetzt auch ehrlich gesagt gar nicht genau was ihn verraten hat. Wichtig zu erwähnen wären dann noch der kleinkarierte Lackaffe im KiK-Anzug, der ebenso gut als Tabledancer arbeiten könnte, wenn er nicht schon Banker in der Ausbildung wäre. Seine übertriebene Poserei vor dem Immobilienladen gegenüber dem Eiscafé und sein lautstarkes, affektiertes und mit Sicherheit simuliertes Handygespräch mit stetem Seitenblick auf die Fensterscheiben um die gegeelte Schmalzfrisur im Sekundentakt zu überprüfen, machten ihn für mich vom ersten Moment an zu einer persona non grata. Und als dann auch noch eine junge Mutter mit Kinderwagen vorbeiwalzte, deren roter fransiger asymetrischer Kurzhaarschnitt eine freudlose Ohrfeige an alle stilbewussten jungen Mütter war und der durch ihr ausgewaschenes grün-gelb-schwarz gemustertes formloses Wallewumshemd nur noch stärker ins negative Licht gerückt wurde, war mir endgültig bewusst, dass ich nicht mehr in Hamburg war. Aber, wir wollen ehrlich sein, Kinder: jede Zeitzone, ob Groß- oder Kleinstadt, hat ihre Marotten, ihre Vorzüge und Nachteile, ihre Eigenheiten und ihre Besonderheiten. In Hamburg kann ich selten so herrlich entspannen wie auf dem Lande. Und in Hamburg muss ich mich schließlich auch den lieben langen Tag mit verkorksten Möchtegern-Bumsbären herumschlagen. Insbesondere mit den ganzen Promis, die mich mehr und mehr zu ihrem Objekt der Begierde machen und sich scheinbar schon in Schichten einteilen, damit sie mir ständig und zu jeder Tages- und Nachtzeit auflauern können. Da tut es gut auch einfach mal die Seele baumeln zu lassen und dem wilden Rummel für eine kurze Zeit zu entfliehen. Und in dieser Zeit nehme ich es dann auch gerne mit den eigentümlichen Kreaturen der Kleinstadt auf, aber nur solange sie mir nicht zu nahe kommen. In diesem Sinne: be aware of the Gruselkabinett and sleep well, lovers!

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